Als Pferdebesitzer stehst du vor einer wichtigen Entscheidung: Welches Raufutter ist das richtige? Beide Varianten haben Vor- und Nachteile, die direkt die Darmgesundheit beeinflussen.
Heu ist das klassische Grundnahrungsmittel mit hohem Rohfasergehalt. Es unterstützt die natürliche Fresszeit von 12-18 Stunden täglich. Allerdings kann staubiges Futter bei empfindlichen Tieren Probleme verursachen.
Heulage wird oft als Alternative beworben, besonders bei Allergien. Doch Vorsicht: Nicht jede Silage ist geeignet. Die Säurebildung kann zu Übersäuerung führen – ein Risiko für den sensiblen Pferdedarm.
Laut FN-Richtlinien braucht dein Tier mindestens 1,2 kg Futter pro 100 kg Körpergewicht. Ob Ballen oder andere Formen: Die Qualität entscheidet über Wohlbefinden und Leistung.
1. Wie Heu und Heulage hergestellt werden
Von der Wiese bis zur Fütterung: So entstehen Heu und Heulage. Beide Methoden verwenden Gras als Grundlage, doch die Verarbeitung entscheidet über Qualität und Haltbarkeit. Während das eine durch Trocknung konserviert wird, setzt das andere auf Fermentation.
Traditionelle Heuproduktion: Trocknung und Lagerung
Die Herstellung beginnt mit dem Schnitt von Gras während der Blüte – ideal für hohen Rohfasergehalt. Anschließend wird es 3-4 Tage gewendet, bis die Restfeuchte unter 15% sinkt. Regen in dieser Phase riskiert Schimmelbildung.
Moderne Landwirte nutzen Wetterprognosen, um optimale Trocknungstage zu wählen. Die Lagerung erfolgt in trockenen Scheunen, da Feuchtigkeit Bakterienwachstum fördert. Ein gut gepresster Ballen hält bis zu zwei Jahre.
Heulage: Silierung durch Milchsäuregärung
Hier wird das Gras mit 15-50% Restfeuchte in Folie verpackt. Luftdicht verschlossen startet die Milchsäuregärung: Bakterien senken den pH-Wert auf 4,0-4,5. Dieser Prozess konserviert das Futter ohne Trocknung.
Mindestens 8-16 Folienlagen sind nötig, um Luftlecks zu vermeiden. Stängel können die Hülle durchstoßen – ein häufiges Problem. Laboranalysen prüfen später die Qualität, da Fehlgärungen giftige Stoffe bilden.
Umweltaspekte spielen eine Rolle: Jeder Ballen erzeugt Plastikmüll. Dafür ist die Ernte wetterunabhängiger als bei Heu. Der frühere Schnittzeitpunkt liefert zudem mehr Proteine, aber weniger Rohfaser.
2. Wirkung auf den Pferdekörper im Vergleich
Die Wahl des richtigen Raufutters beeinflusst direkt die Gesundheit deines Tieres. Besonders der Verdauungstrakt reagiert sensibel auf Veränderungen im Futter.
Verdauung und Darmflora: Was passiert bei Heu?
Natürliches Raufutter fördert eine stabile Darmflora. Zellulose-abbauende Bakterien arbeiten optimal bei einem pH-Wert von 6,9. Sie zerlegen Rohfasern in verwertbare Nährstoffe.
Der lange Kauvorgang regt die Speichelproduktion an. Das schützt vor Übersäuerung. Zudem stärkt es das Immunsystem, da 70% der Abwehrzellen im Darm sitzen.
Risiken durch Heulage: Übersäuerung und Folgen
Fermentiertes Futter senkt den pH-Wert im Darm auf 4,5. Milchsäurebakterien überwuchern die natürliche Flora. Das hemmt die Verdauung von Rohfaser.
Folgen können sein:
- Kotwasser oder Durchfall durch gestörte Fermentation
- Vitaminmangel durch reduzierte Nährstoffaufnahme
- Langfristig Stoffwechselerkrankungen wie EMS
Ein 600 kg schweres Tier benötigt täglich 17-21 kg. Verunreinigungen können Botulismus auslösen – lebensgefährlich!
3. Praktische Unterschiede für dich als Pferdehalter
Praktische Aspekte entscheiden oft über die Wahl des Futters. Neben der Wirkung auf den Körper spielen Lagerung, Handhabung und Budget eine große Rolle. Hier zeigen wir dir, was im Alltag wirklich zählt.
Lagerung und Haltbarkeit: Was ist einfacher?
Getrocknete Ballen brauchen einen trockenen, belüfteten Platz. Feuchtigkeit führt schnell zu Schimmel – weiße oder graue Flecken sind Warnzeichen. Achtung: Frisch gepresstes Material muss 8 Wochen nachschwitzen.
Bei Folienware ist die Luftdichtheit entscheidend. Einmal geöffnet, hält sie nur 2-3 Tage. Landwirte nutzen spezielle Maschinen, um die Folie ohne Beschädigungen zu entfernen. Plastikmüll ist ein Nachteil: Pro Ballen fallen 3x mehr Abfälle an als bei klassischer Ware.
Fütterungsmenge und Kosten im Alltag
Der Preis pro Kilogramm scheint bei fermentierter Ware oft günstiger. Doch Vorsicht: Der Wasseranteil ist höher. Rechne immer die Trockenmasse aus. Laboranalysen prüfen die Qualität, verursachen aber zusätzliche Kosten.
Bei Staubproblemen hilft ein Haygain-Bedampfer. Für Notfälle eignet sich eine 50:50-Mischung. Wichtig: Stelle das Futter nie abrupt um. Der sensible Darm braucht mindestens 14 Tage zur Gewöhnung.
Fazit: Heu oder Heulage – was ist die bessere Wahl?
Artgerechte Ernährung beginnt mit der richtigen Futterwahl. Heu bleibt die beste Basis – es fördert den Kautrieb und schützt die Darmflora. Studien zeigen: Hochwertige Alternativen sind selten.
Bei Atemwegserkrankungen kann gute Heulage eine Notlösung sein. Doch Vorsicht: 80% der Proben haben zu hohe Feuchtigkeit. Im Zweifel immer Labortests nutzen.
Vergleiche gegenüber Heu zeigen klare Vorteile in der Verträglichkeit. Achte auf Qualität: Staubfreie Ballen und luftdichte Folie sind Pflicht.
Fazit: Setze auf bewährtes Raufutter. Dein Tier braucht Sicherheit – nicht Bequemlichkeit.